Gesundheitspolitik: Der wirtschaftliche Faktor ist enorm

Die Gesundheitspolitik in Deutschland wird dieser Tage besonders intensiv diskutiert. Das ist nicht verwunderlich: Die Corona-Pandemie muss naturgemäß unterschiedliche Sichtweisen auf die richtigen Maßnahmen hervorbringen, zudem werden unterschiedliche Interessen vermutet. Einem Beitrag von WiSo ist diese Unterschiedlichkeit besonders zu entnehmen – die Gesundheitspolitik leidet unter dem Spannungsfeld moralischer und ökonomischer Fragen.

Es geht um viel Geld

Moralische Fragen etwa könnten – so diese Redaktion – in der Corona-Maßnahmenpolitik auch dort verortet werden, wo es um die Bezahlung von PCR-Tests geht. Die Allgemeinheit sei nicht dafür verantwortlich, dass bestimmte Personengruppen nun zahlen müssen. Dem sind auch Argumente gegenüber zu stellen, da es in anderen Gesundheitsbereichen genau die Allgemeinheit ist, die individuelle Verhaltensweisen dennoch verantwortet.

Wie groß aber die ökonomischen Interessen sind, verdeutlicht der Blick auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Dem Beitrag zufolge ist der Bereich der Gesundheitspolitik tatsächlich ein expandierender Wirtschaftszweig. Annähernd sechs Millionen Erwerbstätige gibt es in Deutschland.

11,7 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP) werden in dem Sektor erwirtschaftet (und damit auch – von außen – bezahlt). Pro Jahr kämen zumindest 100.000 Jobs in der Branche dazu. Damit ginge es nicht mehr nur darum, kranke Menschen zu behandeln. Offensichtlich ist, dass es enorme (legitime) wirtschaftliche Interessen geht. Wer umfassend medizinisch versorgt sein möchte, kann dies nicht – so der Beitrag – ohne eine Professionalisierung der Medizin.

Damit geht die Bewertung der Leistungen einher sowie eine „angemessene Bezahlung der im Gesundheitswesen arbeitenden Berufsgruppen“. Die Quintessenz dieser Redaktion allerdings wird die Gesundheitspolitik dieser Tage damit wahrscheinlich nicht besonders zufrieden stellen. Bei der Beurteilung der gesamten Situation fallen ökonomische Aspekte weitgehend sogar unter den Tisch. Zahlreiche Intensivbetten können vor allem deshalb nicht mehr betrieben werden, weil die Pflegekräfte sich unterbezahlt fühlen. An einem normalen Markt würde es einen ökonomischen Ausgleichseffekt bis hin zu den Versicherten geben. An diesem Markt reagiert aktuell die Moral.